Phraseologie und formelhafte Sprache
Die neuesten Tendenzen in der Linguistik (Konstruktionsgrammatik, Korpuslinguistik, Kognitive Linguistik) werfen ein neues Licht auf das Wesen der Sprache. Empirische Untersuchungen an großen Textkorpora zeigen eindeutig, dass Sprache zu einem weit größeren Grad als früher angenommen aus konventionalisierten, festen Wortkombinationen besteht. Insbesondere in der gesprochenen Sprache scheint die weite Verbreitung von festen Wendungen eine Tatsache zu sein: Biber et al. (1999: 990) schätzen ein, dass 45 % der Wörter in ihrem Korpus der englischen Umgangssprache in sogenannten „Bündeln“, als „wiederkehrende Ausdrücke, unabhängig von ihrer Idiomatizität und unabhängig von ihrem strukturellen Status“ vorkommen. Feste Wendungen machen somit einen wichtigen Bestandteil unserer Sprachkompetenz aus, auch in der Fremdsprache.
Eine feste
Wendung ist ein Sprachelement, das aus einer Sequenz von zwei oder mehreren
Wörtern besteht, die semantisch, pragmatisch oder syntaktisch eine sinnvolle
Einheit bilden. In der
Sprachwissenschaft sind sie Gegenstand der Phraseologie. Feste Wendungen werden im Prozess der Kommunikation nicht
produziert (nach dem Grundsatz: Vokabeln + grammatische Regeln = korrekte
Ausdrücke), sondern re-produziert. Damit sind sie vorgefertigt, d. h. sie
werden als Ganzheiten gespeichert und im Sprachgebrauch auch als solche aus dem
Gedächtnis abgerufen. Aus diesem Grund müssen sie als
Einheiten erlernt und memoriert werden. Sie bilden einen
unentbehrlichen Bestandteil unserer Sprachkompetenz und einen wichtigen
Lerngegenstand, damit wir fließend und präzise in der Fremdsprache
kommunizieren können.
In dem Kurs erfahren Sie mehr über weit gefassten Phraseologismen, lernen ihre einzelnen Gruppen kennen, erproben sich in der Auffassung ihrer Bedeutungen, arbeiten mit den Korpora und Texten. Nebenbei lernen sie viele Idiome und Kollokationen. Viel Spaß!